Vom Dschungelcamp lernen – Tag 4: Die Hilflosigkeit der Gen Z verstehen


28. Januar 2025
Hilflosigkeit der Gen Z

An Tag 4 musste Alessia mit Sam in die Prüfung. Die Alessia, deren größter Glaubenssatz „Ich schaffe das nicht“ ist. Wie soll es sein, in der Prüfung versucht sie zögernd, ängstlich und leicht verpeilt ihr Glück. Zu zigfach „Ich schaffe das nicht“ ist das, was sie sonst noch sagt, für mich viel tragischer: „Ich bin nicht stark genug dafür. Ich will das nicht. Ich habe Angst.“ „Wovor“ wird sie von Jan gefragt. „Vor alles.“ 

Und nach der Prüfung sagt sie sichtlich enttäuscht von sich selbst: „Das ist mir einfach zu hart. Ich weiß, worauf ich mich hier eingelassen habe und was auf mich zukommt. Das nervt mich so krass. Ich wollte das nicht nur mir beweisen, dass ich das Ganze hier schaffe, sondern auch meiner Familie. Mein Papa ist hier Dritter geworden, weil er so einen Ehrgeiz hatte. Und ich schaffe das einfach nicht. Das ist mir zu schwer, obwohl das machbar war. Ich wurde noch nie mit solchen Tieren in Verbindung gebracht, noch nie habe ich solche Tiere angefasst. Ich dachte echt ich bin so stark und kann mich überwinden, aber ich bin der ganzen Sache nicht gewachsen.“

„Ihr Selbstbild zerplatzt in der Konfrontation mit der harten Realität.“

Alessia ist 23. Sie scheint keine Show zu machen, sondern wirklich zu versagen. So hart es klingt. Da will jemand, aber kann nicht. Ihr Selbstbild zerplatzt in der Konfrontation mit der harten Realität. Genau diese Art der Selbstüberschätzung gepaart mit Minderleistung sorgt in Unternehmen für einen der größten Kritikpunkte an der Gen Z: „Sie halten sich für die Größten und performen dann nicht.“ Ist da was dran? Sehr oft leider JA.

Aber NEIN, jetzt gibt es kein GenZ-Bashing. Es kommt die Bitte an alle Eltern: Lasst Eure Kinder (über sich hinaus) wachsen. Nehmt ihnen nicht alles ab, sondern konfrontiert sie mit dem analogen Leben, auch den unschönen Seiten, denn die gehören dazu. Bringt Eure Kinder an ihre Grenzen, lasst sie etwas leisten, nehmt ihnen nicht alles ab und räumt ihnen nicht alles hinterher, oder aus dem Weg. Versucht nicht, sie vor allem zu beschützen und ihnen nur die heile Welt zu zeigen. Wann sollen sie sich die lebensnotwendige Resilienz erarbeiten? Sie ist ein „Muskel“, der früh trainiert werden muss.

„Der heute oft favorisierte Erziehungsstil schadet langfristig unserer Wirtschaft und Gesellschaft.“

Liebe Eltern, bitte hört auf, Eure Kinder in Watte zu packen. Es fällt ihnen auf die Füße. Alessia leidet wahrscheinlich am meisten unter ihrer Hilflosigkeit. Ihr fehlt Wille und Biss. Auch das muss man lernen. Frustrationstoleranz fliegt nicht vom Himmel.

Und liebe Unternehmer: Hört bitte auf, auf die Gen Z einzudreschen. Sie sind das Ergebnis ihrer Erziehung. Falls Ihr Leistungsträger braucht, mischt Euch bitte in die Erziehung unserer Kinder ein. Warum? Weil der heute oft favorisierte Erziehungsstil langfristig unserer Wirtschaft und Gesellschaft schadet. Ich werde mich an anderer Stelle noch dazu äußern.

Bis morgen. 

Bei RTL+ gibt es die Bewegtbilder und hier die Reflexionen der letzten Tage zum Nachlesen.

Foto: RTL