Haben Sie auch Mitarbeitende wie Jörg in Ihrem Unternehmen, die menschlich in Ordnung sind und gleichzeitig kein Gespür für den aktuellen Zeitgeist haben? Die mit ihren unbedachten und nicht bösen gemeinten Aussagen bei den Kolleginnen und Kollegen anecken, für die gesellschaftspolitische Awareness von zentraler Bedeutung ist? Mit Sicherheit. Diese Jörgs haben entweder überhaupt keine Ahnung vom heutigen Bewusstsein für Sprache und Achtsamkeit oder sie verstehen es nicht, können es nicht nachempfinden oder halten es schlicht für übertrieben, hoch empfindlich und Betroffenheitsgedöns.
Sie reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und wollen damit niemandem auf die Füße treten. „Ich mag Schwule. Die sind doch so einfühlsam.“ „Ihr Frauen hättet die Prüfung nie geschafft. Ihr hättet die Kraft nicht gehabt.“ Sie haben keinerlei herabwürdigenden oder stigmatisierenden Hintergedanken. Doch entsprechende Kollegen neigen dazu, ihnen Homophobie, Sexismus, und in anderen Situationen Ageismus, Diskriminierung oder Rassismus vorzuwerfen. Doch Jörg ist in einer Zeit oder in einem Umfeld aufgewachsen, in dem man sich über solche Aussagen keine Gedanken gemacht hat. Die Entwicklung der letzten 20 Jahre ist an seiner sozialen Bubble vorbeigezogen, ohne haften zu bleiben.
Also was können wir tun?
- Die Aussagen zur Kenntnis nehmen, ohne diese zu dramatisieren. Betroffene nicht als Boomer oder Hinterwäldler beleidigen.
- Nachfragen, wie es gemeint war. Wenn sie feststellen, dass es weder absichtlich noch böswillig homophob oder sexistisch gemeint war
- erklären Sie, wie diese Aussagen im heutigen Zeitgeist ankommen, was es mit den Gefühlen der Betroffenen macht.
- Ist Jörg bereit, sich auf diese Sicht einzulassen und in Zukunft darauf Rücksicht zu nehmen ist es notwendig,
- die Hintergründe zu erklären und das Wissen zu vermitteln, warum heutzutage solche Aussagen andere triggern.
- Die sprachsensiblen Kollegen könnten sich ihrerseits überlegen, ob sie ihrem eigenen Anspruch nach Diversität und Toleranz folgend, die Aussagen ihres Teammitglieds nicht auf die Goldwaage legen und akzeptieren, dass nicht jeder so tickt wie sie. Sie könnten sich selbst die Frage stellen, warum die Beleidigung von Lilly zu Edith „nur“ eine Beleidigung, aber die von Pierre zu Edith sexistisch sein soll.
Ich bin mir sicher, an Punkt drei entscheidet die Art und Weise, wie wir mit diesen Kollegen reden. Wahrscheinlich werden sie achtsamer agieren. Nur verlangen wir nicht, dass sie sich komplett verbiegen. Das erleichtert das Zusammenarbeiten zwischen den Generationen und politischen Weltanschauungen.
#IBIS #Dschungelcamp #Zeitgeist
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Foto: RTL / Boris Breuer