Vom Dschungelcamp lernen – Tag 18: Ärger runterschlucken ist meist die schlechtere Lösung.


Ärger runterschlucken bringt nichts

Anna-Carina gehörte zu den friedlichsten im Camp. Aus der heilen Schlagerwelt kommend, wollte sie nicht unangenehm auffallen und nahm sich zurück, obwohl ihr Edith mit ihren ständigen Belehrungen zum Kochen auf die Nerven ging. Diese gut gemeinte Zurückhaltung sollte sich kurz vor ihrem Auszug und auch im Wiedersehen nach der Show rächen. All das Aufgestaute kam hoch. Carina unterbracht Edith, die sich erklären wollte, nicht nur permanent, sie wetterte wie ein Rohrspatz über die Campkollegin: „Weil man es nicht mehr hören konnte und nicht mehr ertragen konnte. Und ich hab 14 Tage mein Maul gehalten. Aber solche Sachen regen mich dann halt auf. Ich habe niemanden wissentlich ausgelacht.“ Der Zuschauer hat das gesehen und war auf ihrer Seite.

„Die gute Miene zum bösen Spiel ist schlecht für das eigene Wohlbefinden.“

Doch Anna-Carina fühlte sich immer noch von Edith falsch gesehen. Sie wollte klarstellen, dass sie eine Gute ist. Sie wollte Beweise für ihr angeblich schlechtes Verhalten. Sie war hoch emotional und geladen. War es also gut, all ihre Emotionen, Kritik und Beschwerden zwei Wochen lang runterzuschlucken? Wie oft ertappen wir uns, dass wir gute Miene zum Bösen Spiel machen, uns zurückhalten, innerlich meckern, aber nichts sagen nur um des lieben Friedens wegen? Es ist in vielerlei Hinsicht keine gute Idee. Im Falle von Anna-Carina entlädt es sich irgendwann doch hemmungslos und richtet mehr Schaden an, als es nützt. Denn ein Schweigen führt, wenn die Aussprache irgendwann doch noch erfolgt, zu großer Enttäuschung und zerstörtem Vertrauen nach dem Motto: „Warum hast Du mir das denn nicht schon vorher gesagt.“ Diejenige, die es gut meinte, wird als falsche Schlange oder „fake“ bezeichnet. 

„Frühzeitige Rückmeldungen vermeiden Enttäuschungen und Vertrauensverlust.“

Was lernen wir daraus? Langfristig ist es für den Zusammenhalt im Team erfolgreicher, Unstimmigkeiten anzusprechen, solange sich das Team findet und die Stimmung gut ist. Es rächt sich, aus Goodwill über Dinge hinwegzugehen. Ein frühes Wort à la Lilly ist zwar nicht angenehm, vermeidet aber spitze Bemerkungen, bringt Klarheit und die Möglichkeit, Konflikte frühzeitig zu klären. Um die Hürde zur Wahrheit zu vereinfachen, empfehlen sich ritualisierte Retrospektiven, die dazu da sind, Positives als auch Kritisches bewusst anzusprechen. Und wie immer gilt in solchen Situationen, sich an Feedback-Regeln zu erinnern und das mit den Ich-Botschaften ernst zu nehmen.

Das war der letzte Tag im Dschungel und somit auch die letzte Folge von „Vom Dschungel lernen“. Schauen Sie jetzt auch mit anderen Augen auf TV-Formate wie diese? Für mich sind sie neben der Unterhaltung eine perfekte Sozialstudie und machen die Theorie aus Training und Coaching lebendig und nachvollziehbar.

Die Auswertungen aller Folgen finden Sie auf meinem OMNI Blog und die komplette Staffel auf RTL+. Danke fürs Mitlesen und die Rückmeldungen!

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Foto: RTL