Vom Dschungelcamp lernen – Tag 11: „Kontrollfreaks“ meinen es nicht böse mit uns. Sie könnten vielleicht, aber noch können sie nicht anders.


Umgang mit Kontrollfreaks

Edith will, dass die Dinge genau nach ihren Vorstellungen laufen. Sie hält es nicht aus, beim Kochen zuzuschauen. Sie versucht es, der Drang nach Kontrolle ist größer. Ohne es zu wollen signalisiert ihren Mitcampern: „Ich weiß und ich kann es besser. Du bist zu blöd. Ich traue Dir nichts zu. Wenn ich nicht aufpasse, geht es schief.“ Mit dieser Art schafft es Edith, die beste Köchin an Bord so zu demotivieren, dass diese resigniert beschließt, nie wieder im Camp kochen zu wollen. Was können Sie tun, falls Sie auch so einen Chef oder Kollegen im Kontrollmodus haben?

„Es gilt, die gute Absicht hinter dem Verhalten zu verstehen.“

Es gibt zwei Möglichkeiten. Eine haben wir im Camp gesehen. Edith bekommt so eine klare Ansage, dass sie es immerhin versucht, sich zurückzuhalten. Die zweite Möglichkeit ist die der Empathie verbunden mit einem ruhigen Gespräch. Empathisch bedeutet in diesem Fall, zunächst erstmal die gute Absicht ihres Handelns zu verstehen. Ja, die gute Absicht. Nicht für ihre Mitcamper, sondern für sich selbst. Welche eigenen Bedürfnisse versucht sie mit diesem Verhalten zu stillen? Was wollen Menschen im Kontrollmodus zu ihrem eigenen Wohl erreichen? 

Versuchen wir ein paar Hypothesen:

  1. Wer derart kontrolliert, neigt zu Perfektionismus.
  2. Es ist die Hoffnung, Herr über das Geschehen zu sein. Unverhofftes und Unbekanntes macht Angst. Man ist sich ungewiss, ob man damit umgehen könnte.
  3. Es ist der Versuch, Fehler zu vermeiden, um keinen Ärger zu bekommen, dumm dazustehen oder sich angreifbar zu machen.
  4. Es ist eine Strategie, unangenehme Gefühle wie Unsicherheit, Ohnmacht oder Angst, die wir nicht aufgelöst bekommen, durch Kontrolle wenigstens in Schach zu halten, damit wir sie nicht spüren müssen. 
  5. Es ist die Folge einer sehr starken Erfahrung: Wenn ich es nicht selbst mache, wenn ich nicht aufpasse, dann geht es schief. Also mache ich es lieber selbst oder kontrolliere engmaschig.

„Den Kollateralschaden, den sie anrichten, bemerken sie nicht oder nehmen ihn in Kauf.“

Weder eine Edith noch kontrollierende Vorgesetzte oder Kollegen wollen obengenannte Signale wirklich senden. Sie können im Moment nicht anders. Sie könnten möglicherweise, wenn sie die Ursachen auflösten. Den Kollateralschaden, den sie anrichten, bemerken sie nicht oder nehmen ihn notgedrungen in Kauf, um ihre eigene Not nicht zu spüren. Sofern wir es schaffen, ein hypothesengeleitetes Gespräch mit ihnen zu führen, indem sie sich verstanden und als Mensch gesehen fühlen, wird das ihre Bereitschaft steigern, zu hören, was sie mit ihrem Verhalten anrichten. Und es wird die Chance erhöhen, dass sie sich professionelle Hilfe holen, damit sie ihr Verhalten wirklich ändern können.

Bis morgen.

Bei RTL+ gibt es die Bewegtbilder und auf meinem OMNI Blog die Reflexionen der letzten Tage zum Nachlesen. https://omnichange.de/blog/

Foto: RTL