Vom Dschungelcamp lernen – Tag 7: Edith liefert das perfekte Beispiel für Projektion, statt Reflexion und Verantwortung


31. Januar 2025
Perfektes Beispiel für Projektion

Was können wir uns nicht über andere ärgern. Gerne auch über Kollegen und Kolleginnen. Edith regt sich darüber auf, dass man ihr beim Kochen ständig reinredet. Die Aussage überrascht wirklich. Denn seit Tagen reißt sie das Zubereiten des Fleisches an sich, obwohl andere für das Kochen zuständig sind. Sie gibt permanent Anweisungen: „Auf keinen Fall Wasser drauf. Ich würde es am ganzen Stück anbraten. Auf gar keinen Fall schneiden. Kann ich Euch ein bisschen was sagen.“ Sie mischt sich permanent ein und signalisiert: Leute, ich bin hier die Einzige, die was vom Kochen versteht. 

Nina will Edith klarmachen, dass dieses Verhalten nicht OK ist. „Du tust immer so, als hätten alle keine Ahnung.“ Doch Edith ist genervt. „Ja, aber wenn 12 Leute immer reinquatschen.“ „Aber das machst Du bei uns auch“, kontert Yeliz. „Ja, weil keiner hat einen Plan.“ So, so. Maurice empfiehlt ihr trocken, aber ohne Boshaftigkeit: „Oder Du machst mal Ruhetag und schaust nur zu“. Oha, das war zu viel für sie. Diese Bemerkung interpretiert sie als frauenfeindliches Verhalten. Kann man machen, trifft jedoch nicht die Situation.

Nein, Edith wirft den anderen vor, was sie selbst die ganze Zeit macht: Reinquatschen, sich einmischen, Bemerkungen beginnen und dann theatralisch runterschlucken, Spitzen verteilen. 

„Reflexion statt Projektion lohnt sich.“

Und wir so? Wie oft werfen wir anderen Dinge vor, die wir in ähnlichen oder anderen Situationen genauso machen, ohne dass es uns bewusst ist? Wie oft regen wir uns über das Verhalten anderer auf, ohne zu merken, dass wir zu ähnlichen Verhaltensweisen neigen? Jeder von uns neigt zur Projektion. Natürlich nicht immer, doch öfter, als wir denken. Beim nächsten Mal, wenn wir uns wieder aufregen, können wir kurz innehalten und überlegen, ob uns unser Gegenüber etwas spiegelt. Ein Verhalten, einen Wesenszug, den wir nicht sehen wollen oder können und verdrängen: Den berühmten Schatten.

Ein Freund hat mir mal gesagt: „Jedes Mal, wenn wir uns über jemanden aufregen, regen wir uns über uns selbst auf“. Nein, das darf nicht sein, dass kann nicht sein –  regte sich sofort Widerstand in mir. Ist es vielleicht doch so? Auf jeden Fall lohnt es sich, in den Situationen, in denen wir uns so richtig aufregen, später mal in uns zu gehen und zu reflektieren, ob uns unser Gegenüber nicht doch auch etwas über uns zeigt. Ob es nicht doch einen Anteil Projektion gibt, der hier im Raum ist. Meine Erfahrung aus dem Coaching: Sehr oft spielt Projektion eine Rolle. Und für den Teil des Konfliktes können wir doch die Verantwortung übernehmen.

Bis morgen. 

Bei RTL+ gibt es die Bewegtbilder und auf meinem OMNI Blog die Reflexionen der letzten Tage zum Nachlesen. https://omnichange.de/blog/

Foto: RTL / Boris Breuer