Gute Führungskräfte wissen um ihre Werte und Ziele in Bezug auf ihre Führung. Sie wissen, was Ihnen wichtig ist und woran sie sich orientieren, wenn sie Entscheidungen zu treffen haben. Mit klarem Kompass werden sie klar kommunizieren. Und ich wünschte mir, dass auch Eltern wie eine Führungskraft agieren und sich die Zeit nehmen, ihren eigenen Führungskompass zu bestimmen. Was ist ihnen in der Erziehung wichtig? Was geht für sie und was geht nicht? Wären sie sich darüber grundsätzlich im Klaren, würden sie bei alltäglichen Entscheidungen wissen, an welcher Guideline sie sich orientieren können und ihre Kinder auch.
„Mit bewusstem Wertekompass und definierter Guideline wird die Kommunikation klarer.“
Ist mir gesunde Ernährung meines Kindes wichtig, wird es mir leichter fallen, die dritte Kugel Eis beim Italiener zu verwehren. Wenn ich möchte, dass mein Kind Maß halten lernt, wird es mir leichter fallen, nach der großen Schüssel Weihnachtskekse den anschließenden Schokoladennikolaus zu verbieten. Es gibt dann keine Diskussionen, sondern klare Ansagen. Das hört sich jetzt sehr hart an, ich weiß, dabei ist es zum Wohle von Eltern und Kind.
Ich nehme in meinem Umfeld wahr, dass Eltern ihre Kinder ständig bitten und mit ihnen diskutieren. Und meist geben sie ihren Kindern indirekte Anweisungen, die in scheinbar offenen Pseudo-Fragen versteckt sind: „Meinst du wirklich, dass es gut ist, wenn du das jetzt tust.“ „Wäre es nicht besser, wenn du jetzt etwas anderes machst?“ „Ich möchte nicht, dass du dies und jenes jetzt tust.“ „Ach komm, das brauchst du doch jetzt nicht.“ Glauben Sie mir, ihrem Kind ist es egal, was Sie glauben und denken. Wenn Sie Ihrem Kind allerdings mit voller Überzeugung und bestimmt sagen: „Es gibt jetzt keine Schokolade.“ „Räum dein Zimmer jetzt bitte auf.“, wird ihr Kind verstehen, dass es keinen Spielraum gibt. Sie sind Sie klar.
„Mit scheinbar offenen Fragen wird dem Kind suggeriert, dass es mitentscheiden darf.“
Für mich als Zuschauer erlebe ich in diesen Diskussionen eine scheinbare Offenheit und Augenhöhe seitens der Eltern. Doch in Wirklichkeit wollen diese ihren Willen durchsetzen. Die scheinbar offenen Gespräche enden mit Diskussionen, Streit und Gebrüll. Das ist für alle Beteiligten anstrengend und vor allem für Außenstehende. Es macht sich besser, nicht bei ihrem Kind zu betteln und zu bitten, sondern klar zu sagen, was Sie möchten und was Sie nicht möchten. Sie sind nun mal erziehungsberechtigt und die Person, die dem Kind vorangeht. Eltern sind Führungskräfte. Sie führen das Kind ins unbekannte Leben auf dieser Erde und in diese Gesellschaft. Also braucht es jemandem, der ihm den Weg ebnet und dem es folgen kann. Sie kennen die Gefahren und auch wenn Sie nicht jede Gefahr abwenden können, so können Sie einen Rahmen setzen und es auf das Leben vorbereiten, das Grenzen und Spielregeln hat.
Und in diesem Bewusstsein gilt es, auch Dinge vorzugeben. Gleichzeitig ist es möglich, in bestimmten Belangen Ihr Kind in die Entscheidungsfindung miteinzubeziehen. Und natürlich empfiehlt es sich für Eltern in der Rolle als Führungskraft zu hören, was Ihr Kind will oder was es nicht will. In den Situationen, in denen Sie jedoch genau wissen, was sie wollen und was nicht und dies nicht verhandelbar für Sie ist, in diesen Situationen bitte ich Sie, von Diskussionen und Fragen abzusehen, die suggestiv und pseudo offen sind. Suggestivfragen sind manipulativ. Wir versuchen, unser Gegenüber dahin zu drängen, wo wir es hinhaben wollen. Doch wir versuchen es nicht mit offenem Visier, sondern indirekt, eine Offenheit vorgauckelnd, die nur zu Enttäuschung und Frust für Ihr Gegenüber führen kann.
„Es geht beides, Mitbestimmung und klare Anweisungen.“
Was macht eine Führungskraft in einem Unternehmen anders? Sie wird ihre Mitarbeitenden ggf. über die Urlaubsplanung entscheiden lassen. Sie wird sie einbinden, wenn es um die Neugestaltung von internen Prozessen oder Strukturen geht. Doch will die Führungskraft aus strategischen Gründen, dass zum Beispiel ein bestimmter Artikel in diesem Monat den Kunden gezielt angeboten wird, wird sie dies klar anordnen und nicht fragen, ob die Mitarbeitenden das für eine gute Idee halten. Wenn Sie sich nun zum Ziel gesetzt haben, dass Ihre Kinder keine juvenile Diabetis bekommen sollen, dann werden Sie ihrem Kind den x-ten Schokonikolaus ohne schlechtes Gewissen verbieten anstatt zu diskutieren, zu jammern, zu bitten oder betteln.
„Klarheit in der Kommunikation, Regeln und Grenzen bedeutet nicht, autoritär im alten Stile zu werden.“
Woran liegt es, dass Eltern das tun? Ich kann es mir nur so erklären, dass sie entweder selbst nicht genau wissen, was sie wollen, oder dass sie nicht wirklich hinter ihrer Absicht stehen oder ihren Wertekanon nicht kennen. Oder vielleicht, weil sie nett sein wollen. Weil sie best friends mit ihren Kindern sein wollen. Weil sie nicht annehmen möchten, dass sie eine Führungskraft sind. Denn als Führungskraft muss man auch Entscheidungen treffen, die bei den Mitarbeitenden nicht beliebt sind. Es gilt das auszuhalten, auch für Eltern als Führungskraft.
Vertrauen Sie darauf, Ihr Kinder werden es Ihnen danken. Mit einem klaren Wertekanon, klaren Regeln und Grenzen, werden Ihre Kinder wissen, wie weit sie gehen können. Sie werden sich reiben können. Auch das ist wichtig. Eltern müssen und sollen auch nicht immer nett sein. Aber wertschätzend? Ja! Respektvoll? Ja? Empathisch? Ja! Nicht immer nur ihr Ding durchsetzend? Ja! Aus meiner Sicht ist beides möglich, ohne gleich wieder autoritär zu werden. Es gilt: Wer führt, geht einen Schritt voraus. Wer führt, gibt den Weg vor. Immer so weit, bis die ihm Folgenden den nächsten Schritt allein gehen können.
Und falls Sie jetzt denken, dass ich so eine Zicke bin, die alles besser weiß und Ihnen Vorschriften machen will. Nein. Ich habe größten Respekt für den harten Job, den Sie als Eltern für unsere Gesellschaft vollbringen. Ich danke Ihnen, dass Sie jeden Tag aufstehen und mit viel Verantwortungsbewusstsein und Liebe diese kleinen und größeren Wesen ins Leben begleiten. Und ich wünsche mir für Sie, dass sie aufgrund der enormen Kraftanstrengung und dem Verzicht wenigstens weniger Stress durch klare Kommunikation erreichen. Und Sie können es. Das erlebe ich jeden Tag, wenn Eltern an der Kreuzung stehen und nicht wollen, dass Ihr Kind einfach so auf die andere Straßenseite rennt. Dann können Sie sehr klar, sehr bestimmt und sehr konsequent sein. So gehts, wenn es keine Diskussions- und Verhandlungsoption gibt.
Teilen Sie mir gerne mit, welche Themenwünsche Sie für weiter Blogartikel haben. Melden Sie sich, wenn Sie Fragen haben oder ganz anderer Meinung sind. Ich will es wissen, will offen sein und auch von Ihnen lernen!
In diesem Sinne „OMNICHANGE“, alles ist im Wandel und mehr dazu auch nächste Woche wieder im OMNI Blog. Auf ein gutes Miteinander,
Ihre Daniela Scherler