Erwartungen haben – verspricht Leiden haben!


15. Juni 2022
Erwartungen haben

Es ist absolut menschlich, dass jeder von uns gewisse Vorstellungen hat. Und gekoppelt an diese Vorstellungen sind Erwartungen. Erwartungen haben gegenüber Menschen, Erwartungen haben gegenüber Institutionen oder Erwartungen haben in Bezug auf Ereignisse. So erwarten wir, dass die Deutsche Bahn pünktlich ist, die Rolltreppe funktioniert, der Chef respektvoll spricht und die Schwiegermutter sich nicht ständig in die Erziehung einmischt. Wir, in unserer kleinen Blase, haben die Vorstellung, wie die Welt zu funktionieren hat und wie sich Menschen uns gegenüber zu verhalten haben. Wir gehen davon aus, dass sie das bitte schön auch so machen, wie wir uns das vorstellen. 

Verhalten sich Menschen genauso, wie wir uns das wünschen, sind wir glücklich und finden diese Menschen ganz wunderbar. Verhalten sich Menschen leider nicht wie erwartet, sind wir enttäuscht, ärgern uns oder leiden. Vor allem sind die anderen dann doof. Doch die anderen sind nicht doof. Wir sind es, denn wir erwarten, dass jemand unseren Vorstellungen gemäß handelt. Ich will ihnen Ihre Erwartungshaltung gar nicht vermiesen oder verbieten. Ich möchte sie dazu anregen, darüber nachzudenken, wie wir uns selbst schaden, wenn wir uns Erwartungshaltungen gegenüber anderen leisten. Wie hoch der Preis für unsere Erwartungen sein kann.

Erwartungen haben
Obwohl wir uns ge-täuscht haben, fühlen wir uns ent-täuscht.

Wie gesagt, oft kann das mit den Erwartungen gut gehen. Sehr oft geht es aber nicht gut. Menschen enttäuschen uns, weil sie nicht so sind, wie wir dachten. Doch diese Formulierung an sich, trifft bereits nicht zu. Nicht die Menschen ent-täuschen uns, sondern wir haben uns in Ihnen ge-täuscht. Wir dachten, dass der andere unseren Erwartungen entspricht und nun tut er das nicht. Wir haben erwartet, dass wir staufrei nach München kommen und nun hängen wir seit einer Stunde in der Baustelle bei Nürnberg fest. Die Baustelle ist nicht schuld, dass wir verärgert sind, sondern die Tatsache, dass wir so konkrete Vorstellungen hatten, denen der Verkehr nicht entsprechen konnte. Und Menschen meist auch nicht. 

Wenn Sie erwarten, dass Ihr Partner im Haushalt hilft und Sie unterstützt, ist das für mich persönlich eine nachvollziehbare Erwartung. Allerdings ist nicht jeder mit diesem Verständnis von gemeinsamer Haushaltsführung aufgewachsen. Ihrem Gegenüber ist es womöglich nicht bewusst, dass er sich in Ihrer Welt respektlos oder unachtsam verhält.

Leiden haben
Durch unsere Bewertung wird sein Verhalten zum „Fehlverhalten“.

Wenn Sie jetzt nicht die Erwartungen haben, dass er sich genauso beteiligt, wie sie es gerne hätten, dann würden Sie sein Verhalten lediglich zur Kenntnis nehmen. Sie würden sein „Fehlverhalten“ nicht bewerten, nicht verurteilen und sich nicht aufregen. Sie würden es neutral registrieren und versuchen, Ihre Wünsche klar zu äußern, ohne Streit. Teilen Sie Ihrem Gegenüber mit, was sie wollen.

„Je weniger Sie erwarten, desto weniger können Sie enttäuscht werden.“

Genau das gleiche gilt für das Berufsleben. Wie wichtig es Ihnen ist, dass Kollegen pünktlich kommen? Dass in Meetings keine Mails gelesen werden sollen und schmutziges Geschirr in die Spülmaschine geräumt wird? Doch denken Sie daran: Wenn Sie Erwartungen haben, können Sie unter Umständen sehr lange warten. Und oft zahlen Sie für Ihre Erwartungen mit dem Preis der Enttäuschung. 

Dürfen wir deswegen gar nichts mehr erwarten? Müssen wir uns mit allem zufriedengeben? Wie gesagt, Sie dürfen alles erwarten. Nur nehmen Sie dann bitte in Kauf, dass es anders kommt als Sie das gerne hätten. Je weniger Sie erwarten, desto weniger können Sie enttäuscht werden. Wenn Sie etwas erwarten, dann erwarten Sie es am besten von Menschen, die dieser Erwartung entsprechen können. 

Erwarten Sie nicht Dinge von Menschen, die dazu einfach nicht in der Lage sind. Nicht jeder hat empathisches Einfühlungsvermögen oder gute Umgangsformen. Wenn Sie nicht weiter warten wollen, nicht weiter enttäuscht werden wollen und nicht weiter leiden wollen, dann überlegen Sie sich genau, wo Ihre Erwartungen erfüllt werden können. Falls es dennoch anders kommt, als Sie dachten, dann bewerten Sie nicht, sondern nehmen Sie lediglich zur Kenntnis, dass das, was Ihnen widerfährt, nicht Ihren Vorstellungen entspricht. Das ist weder gut noch schlecht. 

Erwartungen haben
Als neutraler Beobachter sind Sie nicht Leidtragender, sonder der, der die Macht zum Handeln hat.

Sobald Sie es negativ bewerten, werden Sie leiden. Können Sie es wertfrei zur Kenntnis nehmen, werden Sie gelassen sein, ob mit Menschen, die Ihnen nicht in die Augen schauen oder dem Stau, gegen den Sie eh nichts ausrichten können. Als neutraler Beobachter sind Sie nicht Leidtragender, sondern der, der die Macht zum Handeln hat. Sagen Sie, was Sie wollen und nutzen die die unfreiwillige Pause im Stau, um Achtsamkeitsübungen zu machen. Es lohnt sich. Ach ja, und nicht jeder Wunsch wird uns erfüllt. Wenn Sie sich dann ärgern, war es kein Wunsch, sondern eine Erwartung. Dann sagen Sie lieber gleich, was Sie brauchen. Vielleicht ist die Bereitschaft Ihres Gegenübers dann höher, diesem Wunsch nachzukommen.

Teilen Sie mir gerne mit, welche Themenwünsche Sie für weiter Blogartikel haben. Melden Sie sich, wenn Sie Fragen haben oder ganz anderer Meinung sind. Ich will es wissen, will offen sein und auch von Ihnen lernen!

In diesem Sinne „OMNICHANGE“, alles ist im Wandel und mehr dazu auch nächste Woche wieder im OMNI Blog. Auf ein gutes Miteinander, 

Ihre Daniela Scherler

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